Vorfahren. Weihnachten in Bessarabien

So feierten unsere Vorfahren Weihnachten

Das verschneite Kirchenportal in Arzis lädt ein zur besinnlichen Einkehr, zum Weihnachtsfest Weiße Weihnacht in BessarabienVorfahren-Weihnachten-in-Bessarabien. Lebensformen wirken oftmals mehr als Gesetzesparagraphen im Zusammenleben verschiedener Völkerschaften, wie in Bessarabien. Religiöse Menschen haben Wertevorstellungen und diese nehmen eine wichtige Rolle in ihrer Lebensgemeinschaft ein. So war das Denken und Handeln in Bessarabien von tiefer Religiosität geprägt. Ihre Kirchen bildeten stets die größten Erhebungen in ihren Dörfern. Von ihren Kirchentürmen rief bis in die weite Steppe hinaus tief und dunkel die große Glocke, dann folgte die mittlere und zuletzt die kleinste Glocke, mit ihrem hellen Ton.

Ein ganz besonderer Höhepunkt in dem so arbeitsreichen Leben waren die Weihnachtsfeiertage für alle Familien in Bessarabien. Insbesondere für die Kinder, war die Adventszeit eine lange Zeit der Vorfreude auf das bevorstehende Fest. https://www.bessarabien.blog/silvester-in-bessarabien-2

Aber auch den Erwachsenen half die Freude auf ihr schönstes Fest des Jahres, ihr schweres und arbeitsreiches Leben zu ertragen und über so manche Sorgen des Jahres hinweg. Dann konnte man ausruhen und die Verwandten besuchen, gutes Essen kochen und Kekse für die Liebsten backen. Dafür wurde wirklich in vielen Häusern gespart! Wenigstens an Weihnachten wollte man füreinander da sein. Dann machte man gern Ausflüge mit dem Pferdeschlitten und Besuche von Haus zu Haus. Aber vor allem war es ein besonderes Fest für ihre großen Kinderscharen. Wenngleich das Angebot an Spielzeug nicht so umfangreich  war, so gab es doch viele Dinge, die ein Kinderherz erfreuten. Puppen, Tiere aus Porzellan und Stoff, Wiegen, kleine Möbel und vieles, vieles mehr…  Es war eine ereignisreiche und geheimnisvolle Zeit. Schon bereits im Oktober wurden Gänse und Schweine für das Fest geschlachtet. Im Dezember wurde wirklich einen ganzen Monat mit dem großen Backofen gebacken und gekocht. In jedem Haus duftete es nach Weihnachten, denn bis zu 15 Sorten Beigeles wurden in der Weihnachtsbäckerei hergestellt. Allerdings einen Adventskranz, so wie es bei uns Brauchtum ist,  haben die Bessarabiendeutschen damals nicht gekannt. Auf den Tannenbaum wollte man aber nicht verzichten. Voller Sehnsucht wurden von den Kindern die Weihnachtsgeschenke von „Doda und Döde“, ihren Paten, erwartet.

So war für so manchen kleinen Buben zwischen vier und sechs Jahren das Reitpferd der höchste Wunschtraum. Mit großer Ausdauer und Liebe wurde so ein Pferd entweder vom Vater selbst oder unter Mithilfe eines geschickten Bastlers aus Holz gefertigt und dann mit Kalbsfell bezogen. 

Weihnachtszauber in Bessarabien

Der Anblick des glanzvoll geschmückten Weihnachtsbaumes in der Kirche oder Zuhause verzauberte die Kindergesichter und ließ diese hell erstrahlen. Das Erscheinen des Christkinds mit seinem weißen Kleid und Schleier war der Höhepunkt des „Heiligen Abends“. Er wurde herbeigesehnt, denn es läutete die Bescherung ein. Rasselnde Kettengeräusche draußen vor der Haustür trieben so manchem Kind große Schauder über den Rücken. Es war der gefürchtete Pelzmärte – „ein roher Geselle“. Den braven Kindern legte er Äpfel und Nüsse unter das Fenster. Erst wenn die Kinder seinen Besuch unbeschadet überstanden hatten, konnten sie sich voller Freude ihren Geschenken und all den Kostbarkeiten, wovon man das ganze Jahr geträumt hatte, hingeben. Der erste Weihnachtstag war geprägt von Gottesdienst und Krippenspiel der Schüler. Am zweiten und dritten Weihnachtstag besuchte man sich gegenseitig und bewirtete die Gäste mit allem, was das jeweilige Haus hergab.

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Bessarabienreise in das Land unserer Vorfahren

Titelfoto: „Junge Bessarabienreisende“: Meine Tochter Kathrin Leonard geb. Hilpert und mein Schwiegersohn Stuart Leonard

Bessarabienreise-in-das-Land-unserer-Vorfahren von:   Christa Hilpert – Kuch:  „Erinnerungskultur Bessarabien“, nach Dr. h. c. E. Kelm.

Besonders jungen Interessierten wird in dieser Erinnerungs- und Unterhaltungsliteratur (kein wissenschaftliches Buch) „Bessarabienreise-in-das-Land-unserer-Vorfahren“  Einblicke in die bessarabiendeutsche Geschichte gewährt .

„Erinnerungskultur Bessarabien“: Mit den erzählten Erinnerungen in meinem Buch  „Bessarabienreise-in-das-Land-unserer-Vorfahren “ verbinde  ich einen ganz besonderen Herzenswunsch:      „Bessarabien nicht vergessen“ !    

Es soll vorwiegend die  junge und nachwachsende Generation (s. Titelfoto) erreichen.

Insgesamt machte ich bereits fünf Reisen in die Heimat meiner Ahnen. Aber erst während der Reise mit Dr. h.c. Kelm wurde mir bewußt, dass es nach ihm, für mich,  niemanden mehr geben wird, welcher mir Bessarabien transperenter schildern würde können. Diese Reise war für mich eine der wertvollsten Erfahrungen, neben den Schilderungen meiner Großeltern in meinem Elternhaus in Niedersachsen, welche ich in Bezug auf Bessarabien überhaupt machen konnte. Seine wertvollen Schilderungen wurden von mir während unserer privaten vierköpfigen Bessarabienreise durch die Ukraine und Moldawien im Juni und Dezember 2015 festgehalten und zu einem kleinen Reiseführer verfasst. Während sich die Ukraine im Krieg mit Rußland befand reiste ich sicher an der Seite des Bessarabienkenners und profitierte von seinem Wissen und seinen weitreichenden Verbindungen über Land und Leute. Dieses kleine Buch soll neugierig machen und das Interesse auf die Urheimat Bessarabiens wecken.

Geboren wurde Dr. h.c. E. Kelm im Jahre 1929, in     Friedenstal – Bessarabien Heutiger Name:            Mirnopolje/Ukraine

Weit mehr als 100 000 Reisende aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland profitierten seit nunmehr  fünf Jahrzehnten von seinen Erfahrungen und Erinnerungen auf seinen Studienfahrten durch Bessarabien.

Mit diesem Bessarabienkenner reiste zunehmend nach den Bessarabien-Geborenen, die interessierte Kinder- und Enkelkinder-Generation durch die ehemaligen deutschen Dörfer. Eine besondere Stärke Dr. Kelms lag in seiner Begeisterungsfähigkeit und seiner unermüdlichen Tätigkeit als Brückenbauer.

D r. h.c. Edwin Kelm unternahm seine erste Bessarabienreise im Jahre 1966 gemeinsam mit seiner leider im Jahre 1911 verstorbenen Ehefrau Olga. In dem privaten PKW fuhr er von Möglingen über Wien, Budapest, Odessa, Klausenburg, Hermannstadt, Kronstadt, Bukarest, Galaz an die rumänische Grenze bei Husi. Rumänische und russische Grenzbeamte äußersten sich erstaunt über seine im Sperrgebiet liegenden Reiseziele Chisinau, Odessa sowie Friedenstal und Fürstenfeld, die Geburtsorte der Eheleute Kelm.

Zu sowjetischer Zeit stellte diese herausragende Unternehmung eine wahre Meisterschaft und ein wagemutiges Abenteuer dar.

Rundreise-Bessarabien-Land-unserer Vorfahren.
Bis zum Jahre 1978 sollten noch weitere acht Reisen in privaten PKWs folgen.
Dann kam der Durchbruch! Mit Reisebussen führte Dr. Kelm bis heute unzählige Landsleute aus der Bundesrepublik wie aus Übersee in ihre heimatlichen Geburtsorte.
Als heutiger Ehrenbundesvorsitzender und Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Bessarabiendeutschen von 1982 bis zum Jahre 2002, leistet er über Jahrzehnte außergewöhnliche Projekte für die heute dort lebende Bevölkerung der Ukraine und Moldawien. Im Rahmen der Völkerverständigung führte der gebürtige Friedenstaler bis heute  tausende Touristen sicher durch Bessarabien. Auf seinen Studienreisen wird er seit 24 Jahren von seinem Mitarbeiter und Assistenten Valeri Skripnik unterstützt. Der Bauingenieur Skripnik lebt in einem schmucken Einfamilienhaus in  Akkerman, Bilhorod-Dnistrovskyi ,  in der Puschkinstraße mit seiner Familie.    In klimatisierten und technisch einwandfreien Reisebussen vermittelte Edwin Kelm die Kultur- und Zeitgeschiche der bessarabiendeutschen Epoche von 1814 bis 1940. Seine unermüdliche Lebens- und Schaffenskraft und die Begeisterung für das ehemalige und heutige Bessarabien sind ungebrochen. Da ist es nicht erstaunlich, dass er bei seinen Studienreisen alle Altersgruppen für Bessarabien begeistern konnte und sie in seiner Liebe zu Bessarabien mitreißen konnte.
So erlebte ich den durchsetzungsstarken, damals 87-jährigen, inmitten der Steppenlandschaft in bewundernswerter Leidenschaft für Bessarabien.