Bessarabiendeutsche Sitten: CDU Landtagsabgeordneter referierte in Verden

Christa Hilpert-Kuch

Bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche- Themen-Adventsveranstaltung im Hotel Niedersachsenhof in Verden/Aller,

am 3. Advent 2016

Im Dez. 2016, von Christa Hilpert-Kuch

 

Mehr als 120 Personen folgten der Einladung zur Themenveranstaltung über bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche im einstigen Bessarabien nach Verden.
Viele neue bessarabiendeutsche Nachkommen aber auch Bessarabien – Interessierte aus dem weiteren Umfeld des Landkreises nahmen an der Veranstaltung teil.

In ihrem Vortrag über bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche verband die Initiatorin, Christa Hilpert-Kuch, die Weihnachtszeit mit zwei besonderen Tatsachen, welche die maßgeblichen Voraussetzungen bei der raschen Entwicklung und Bildung der geltenden Bessarabiendeutschen-Sitten und Gebräuche darstellten.

Es waren die für die deutschen Kolonisten geltenden Ansiedlungsvorschriften einer ausländischen Kolonie und und ihre streng religiöse Grundhaltung der eingewanderten Pietisten aus Deutschland.
Die Kirche war der Hüter und das Machtzentrum, sodass sich bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche aus der Urheimat Deutschland in Bessarabien entfalten konnten und zu diesem festen Gemeinschaftswesen führte.
Für ein sicheres und friedliches Zusammenleben mit anderen Völkerschaften war dieser Sachverhalt die wichtigste Säule und stand in enger Verbindung mit dem Kreislauf des Lebens, dem bäuerlichen Arbeitsjahr oder mit dem Ende des Kirchenjahres an Weihnachten.
Das Lebensglück im Gemeinwesen der Kolonistendörfer wurde für den Einzelnen vorrangig durch den monetären Status seiner Herkunftsfamilie bestimmt und stellt für Hilpert-Kuch in vielen erzählten Erinnerungen den wesentlichen Unterschied dar.
Sie würde es sehr begrüßen, wenn sie vermehrt in die Lebensgeschichten der weniger Betuchten, der Abseitsstehenden, aber eigentlichen breiten bessarabischen Bevölkerungsmasse, der so gepriesenen „Tüchtigen und Frommen Leute“, des Bauern und Handwerkervolkes schauen dürfte.

Bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche

Informationen darüber bittet sie über: www. bessarabien.blog oder an hilpert1@gmx.de.

Stärker als Gesetzesparagraphen prägen „Sitten und Gebräuche“ Lebensformen und wirken im Zusammenleben der Völker  bestimmend.
So nehmen Wertevorstellungen religiöser Menschen eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein.
In dem so arbeitsreichen Leben der Familien in Bessarabien waren die Weihnachtsfeiertage ein ganz besonderer Höhepunkt.
Die Vorfreude auf ihr schönstes Fest des Jahres half das für die große Mehrheit schwere Leben zu ertragen und über so manches Leid innerhalb des Jahres hinweg. Dann konnte man ausruhen und die Verwandten besuchen, gutes Essen kochen und Kekse für die Liebsten backen. Dafür wurde wirklich in vielen Häusern gespart! Wenigstens an Weihnachten wollte man füreinander da sein. Man machte gern Ausflüge mit dem Pferdeschlitten und Besuche von Haus zu Haus. Aber vor allem war es ein Fest für ihre in großer Anzahl vorhandenen Kinder. Wenngleich das Angebot an Spielzeug nicht so reichhaltig war und so aufwendig wie bei uns, so gab es doch viele Dinge die ein Kinderherz erfreuten. Puppen, Tiere aus Porzellan und Stoff, Wiegen, kleine Möbel und vieles mehr…
Für den kleinen Buben von vier bis sechs Jahren sei das Reitpferd der höchste Wunschtraum gewesen. Mit großer Ausdauer und Liebe wurde so ein Pferd entweder vom Vater selbst oder unter Mithilfe eines geschickten Bastlers aus Holz gefertigt und dann mit Kalbsfell bezogen.
Ebenfalls echt waren die Kammhaare.

Bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche

Seit vielen Jahren bestehen zu dem heutigen Bessarabien der Westukraine und Moldawien freundschaftliche Beziehungen.
Viele Hilfsprojekte und kulturelle Initiativen wurden von der Seite der Bessarabiendeutschen ins Leben gerufen.

Beispielhafte Projekte sind unter anderen:
Die Wiederherstellung der Kirche von Albota und Sarata, auch der Dom in der Steppe genannt, oder der Aufbau und die Eröffnung des interaktiven Friedenstaler Bauernmuseums. Seit Neuestem und nicht zu vergessen, der Umbau des Elternhauses von und durch Dr. Edwin Kelm zu einer Diakoniesozial- und Krankenstation, mit einer großen Einweihungsfeier im Oktober 2016 für Friedenstal.
Moldawien hat heuer nach 25 Jahren eine gelunge dauerhafte und zuverlässige Beziehungen zur Europäischen Union aufgebaut.

Nur allzu gern würde die Ukraine den gleichen Weg einschlagen. Das ganz westlich gelegene Bessarabien ist immer noch ein sicheres Reiseland, trotz der Unruhen im Osten.

Das kleine Orchester im Hotel Niedersachsenhof unter Leitung von Helmut Schulz, mit Elisabeth Moritz an der Gitarre, Christa Hilpert-Kuch an der Mundharmonika, Erwin Becker an der Trompete und Helmut Schulz an der Harmoschka sorgte im Laufe des Nachmittags immer wieder mit weihnachtlichen Klängen für festliche Stimmung.
Nach dem gemeinsamen Lied „Ihr Kinderlein kommet“ richtete die Inintiatorin Hilpert-Kuch die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf den Gastredner: „Adrian Mohr“.

Die Ansprache über bessarabiendeutsche-Sitten und Gebräuche des CDU-Landtagsabgeordneten Adrian Mohr bildeten den Mittelpunkt dieser Veranstaltung.

Mohr gab sich als bessarabiendeutscher Nachfahre zu erkennen.
Seine Heimatgemeinde in Bessarabien ist Neu Borodino. Der Politiker kam in Begleitung seiner aus Bessarabien abstammenden Mutter und las aus den Kindheitserinnerungen über „Weihnachtliche Sitten und Gebräuche“ der Bessarabiendeutschen von Christian Fiess.

Die Zuhörer erfuhren von Mohr über bessarabische-Sitten, dass die Weihnachtszeit eine ereignisreiche und geheimnisvolle Zeit war. Bereits im Oktober seien Gänse und Schweine für das Fest geschlachtet worden. Im Dezember wurde wirklich einen ganzen Monat mit dem großen Backofen gebacken und gekocht. In jedem Haus duftete
es nach Weihnachten, denn bis zu 15 Sorten Beigeles wurden in der Weihnachtsbäckerei hergestellt.
Einen Adventskranz hätten die Bessaraber damals nicht gehabt. Die Weihnachtsgeschenke von „Doda und Döde“, den Paten, wurden von den Kindern sehnsüchtig erwartet.

Auf den Tannenbaum wollte man aber nicht verzichten.
Der Anblick des glanzvoll geschmückten Weihnachtsbaumes in der Kirche oder Zuhause verzauberte die Kindergesichter und ließ diese hell erstrahlen.
Das erscheinen des Christkinds mit seinem weißen Kleid und Schleier war der Höhepunkt des Heiligen Abends und wurde sehnlichst herbeigesehnt, denn er läutete die Bescherung ein.
Rasselnde Kettengeräusche draußen vor der Haustür trieben so manchem Kind große Schauder über den Rücken.                                                                                       Es war der gefürchtete Pelzmärte – „ein wirklich roher Geselle“. Den braven Kindern legte  der Äpfel und Nüsse unter das Fenster. Erst wenn die Kinder seinen Besuch unbeschadet überstanden hatten konnten sie aufatmen und sich mit großer Freude ihren Geschenken und all den Kostbarkeiten, wovon man das ganze Jahr geträumt hatte, hingeben.
Der erste Weihnachtstag sei geprägt von Gottesdienst und Krippenspiel der Schüler gewesen. Am zweiten und dritten Weihnachtstag besuchte man sich gegenseitig und bewirtete die Gäste mit allem, was das jeweilige Haus hergab.

Im Rahmen ihrer Arbeit als Delegierte des Bessarabiendeutschen Vereins informierte und warb Christa Hilpert-Kuch, als Dozentin an der Volkshochschule, für die Teilnahme an zwei Kochkursen für Bessarabische Spezialitäten, wie Strudla und Peffersoß und Dampfnudla und Krautkartoffelsalat, im März 2017, in der Küche der Kreisvolkshochschule www.kvhs-verden.de, Verden/Aller.